Ein Berufsfeld, das mehr Respekt verdient

Mit Sozialarbeiterin Martina Tramm-Westenberger und Einrichtungsleiter Michael Militz
Mit Alltagsbegleiterin Sabine Hafner in der Wohngruppe Feldberg

Eine Woche Praktikum in der Bad Homburger Flersheim-Stiftung, einer Pflegeeinrichtung spezialisiert auf Menschen mit Demenz, liegt hinter mir. Eine Woche mit tiefen Eindrücken.
Frühschicht, Spätschicht, Frühstückszubereitung und Begleitung bei den Mahlzeiten, Teilnahme an Veranstaltungen und vor allem zwei Tage Arbeit mit volldementen Menschen durfte ich kennenlernen. Mein Fazit: Es ist ein Berufsbild was viel mehr Respekt in unserer Gesellschaft verdient. Es verlangt viel Empathie, Liebe zu den Menschen, körperlichen Einsatz bei der Arbeit und beinhaltet zudem auch noch Schichtarbeit sowie an Wochenenden und Feiertagen. In der Gesellschaft ist der Beruf nicht besonders angesehen Zudem gibt es immer wieder Kritik an der Arbeit in Pflegeeinrichtungen. Die Arbeit, die ich kennenlernte, passt nicht zu diesen Vorurteilen. Ich habe vielfältige Angebote erlebt, zu denen die Bewohner aktiviert werden, Leben in Wohngruppen mit intensiver liebevoller Betreuung und auch die Beschäftigung mit den Angehörigen, die oft eigene Vorstellungen haben, gehört mit zu diesem Beruf.
Die Gehälter sind im Vergleich zu anderen Berufen aus meiner Sicht viel zu niedrig: Eine Pflegefachkraft verdient nach drei Jahren Ausbildung und erst nach vielen Jahren Berufserfahrung maximal 2800 Euro brutto. Pflegehilfskräfte, Alltagsbegleiter und Betreuungsassistenten noch weit weniger. Kein Wunder, dass Pflegeberufe gerade in der Altenhilfe zu den sogenannten Mangelberufen zählen. Auch aktive Anwerbeprogramme im Ausland schaffen keine kaum Abhilfe.
Hier herrscht ein Ungleichgewicht, an dem wir arbeiten müssen, denn der Bedarf wird weiter wachsen.
Schritte zu einer besseren Pflege sind das gerade beschlossene neue Pflegestärkungsgesetz, welches ab kommenden Jahr 2,4 Mrd. Euro mehr Geld für Pflegebedürftige zur Verfügung stellt und auch die Tariflöhne für Pflegekräfte stärkt. In einer zweiten Stufe soll die Unterscheidung zwischen körperlichen und geistigen Einschränkungen (z.B. Demenz) entfallen, der individuelle Unterstützungsbedarf ins Zentrum gestellt und es soll auf fünf Pflegestufen erhöht werden. Schritte, die ich mir schon jetzt wünschen würde. Aber vor allem auch die Sicht der Gesellschaft auf dieses Berufsfeld muss sich ändern.
Auch erwähnen will ich aber, dass ich die Arbeit mit den alten Menschen als sehr erfüllend empfunden habe. Es ist kein Beruf, den man am Feierabend einfach abstreift, im positiven wie im negativen.
Mein Dank geht an das tolle Team der Flersheim-Stiftung, das sich mit viel Engagement um die Bewohner kümmert und das mir einen intensiven Einblick in seine Arbeit ermöglicht hat.